Deutsch in den USA – Wo heute noch traditionell Deutsch gesprochen wird

Wenn man an die USA denkt, kommen einem oft Englisch, Spanisch oder vielleicht Chinesisch als häufige Sprachen in den Sinn. Doch was viele nicht wissen: Deutsch war lange Zeit eine der meistgesprochenen Sprachen in den Vereinigten Staaten – und wird bis heute in einigen Gemeinden traditionell weitergegeben.


Eine Sprache mit Geschichte

Im 18. und 19. Jahrhundert wanderten Millionen Deutsche nach Amerika aus – auf der Suche nach religiöser Freiheit, besseren Lebensbedingungen oder wirtschaftlichen Chancen. Besonders viele ließen sich in Pennsylvania, dem Mittleren Westen und Texas nieder. Sie brachten ihre Sprache, Kultur und Traditionen mit – und hielten lange daran fest.

Um 1900 war Deutsch tatsächlich die zweithäufigste Muttersprache in den USA. Es gab deutsche Zeitungen, Schulen, Kirchen – und ganze Städte, in denen im Alltag fast nur Deutsch gesprochen wurde. Doch mit den beiden Weltkriegen kam ein drastischer Wandel: Deutsch galt zunehmend als „feindliche Sprache“ und wurde vielerorts aktiv unterdrückt.


Wo heute noch Deutsch gesprochen wird

Trotz der historischen Einschnitte gibt es bis heute Regionen, in denen Deutsch in einer besonderen, oft altertümlichen Form überlebt hat:

1. Pennsylvania Dutch (Deitsch)

Im Bundesstaat Pennsylvania (und auch in Ohio, Indiana, etc.) leben Amische und Mennoniten, die eine eigene Form des Deutschen sprechen: „Pennsylvania Dutch“ – ein Dialekt mit Wurzeln im Pfälzischen, stark vermischt mit englischen Begriffen. Die Sprache wird innerhalb der Gemeinschaft und in der Familie bis heute aktiv genutzt, gerade bei traditionell lebenden Gruppen ohne moderne Medien.

2. Texas German

Im 19. Jahrhundert ließen sich viele deutsche Siedler im sogenannten „German Belt“ in Texas nieder – rund um Städte wie Fredericksburg oder New Braunfels. Hier entstand eine eigene Variante des Deutschen, das Texas German, das bis heute in Teilen der älteren Generation erhalten geblieben ist. Auch wenn es zunehmend ausstirbt, gibt es Vereine, Museen und Archive, die sich um den Erhalt kümmern.

3. Old Order German Dialekte

Neben den Amischen gibt es auch andere Gruppen, wie die Hutterer oder bestimmte Old Order Mennonites, die verschiedene Formen von Deutsch sprechen – oft aus dem süddeutschen Raum oder Österreich stammend. Diese Dialekte sind teilweise schwer verständlich, selbst für Muttersprachler aus Deutschland.


Deutsch lebt – aber anders

Deutsch in den USA ist nicht mehr die breite Alltagssprache wie vor 100 Jahren, aber es lebt weiter – als Kulturgut, als Gemeinschaftssprache, als Zeichen von Identität. In manchen Familien wird es bewusst weitergegeben, in anderen verblasst es langsam.

Hinzu kommt das wachsende Interesse junger Amerikaner an Sprachen allgemein. In manchen Schulen und Unis wird Deutsch wieder stärker angeboten, gerade auch wegen der engen wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland.


Fazit

Deutsch in den USA ist ein Stück lebendige Geschichte. Auch wenn es heute nur noch selten im Alltag auftaucht, existiert es in bestimmten Gemeinden weiter – oft in Form alter Dialekte, die es nirgendwo sonst auf der Welt mehr gibt.

Wer die USA bereist, entdeckt vielleicht an unerwarteter Stelle einen alten Friedhof mit deutschen Inschriften, ein „Wurstfest“ in Texas oder hört ein „Grüß Gott“ in einem Amish-Gebiet. Es sind stille, aber bleibende Spuren eines kulturellen Erbes, das viel zur Vielfalt Amerikas beigetragen hat.

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